Von Lukas Preußer-PREDICTA|ME
24. Juni 1998: Ein 20-Jähriger Deutscher wird im NBA-Draft an neunter Stelle von den Milwaukee Bucks ausgewählt. Noch bevor er sein erstes Spiel bestreiten kann, wird er gegen Robert Traylor, Spieler der Dallas Mavericks, getauscht.
05. Februar 1999: Der mittlerweile 21-Jährige gibt sein Debüt für die Dallas Mavericks gegen die Seattle Super Sonics. Beidem Sportler, von dem wir sprechen, handelt es sich um keinen Unbekannten – Dirk Nowitzki.
Es folgt eine Bilderbuchkarriere mit vielen Höhen und Tiefen, wobei die Hochs eindeutig die Oberhand gewinnen.
Juni 2006: Dirk Nowitzki zieht mit den Dallas Mavericks in die NBA-Finals ein. Für den Verein bedeutet dies seit Jahren erstmals wieder die Teilnahme an den Finalspielen. Noch sollte es nicht zum großen Triumph reichen, Miami entschied die Finalserie für sich.
Juli 2008: Dirk Nowitzki fährt mit der deutschen Basketballmannschaft nach Peking zu Olympia und darf das Team Deutschland sogar als Fahnenträger ins Olympiastadion führen.
Juni 2011: Endlich geht der große Traum in Erfüllung: Die Meisterschaft in der besten Basketball-Liga der Welt. Und gleichzeitig glückt auch die Revanche für das Finale 2006 – die Gegner waren nämlich wieder die Miami Heat.
Dirk Nowitzki ist zu diesem Zeitpunkt 32 Jahre alt. In seinem weiteren Karriereverlauf werden noch unzählige weitere Rekorde gebrochen, bis er schließlich am 10. April 2019, bei seinem letzten Heimspiel für die Dallas Mavericks, sein Karriereende verkündet. Ihm gelangen noch einmal 30 Punkte zum Abschluss seiner 21. Saison. Er hat seine komplette Karriere bei nur einem Team verbracht und war bei seinem Karriereende stolze 40 Jahre alt.
Heute arbeitet Dirk Nowitzki als Berater – natürlich bei den Dallas Mavericks. Er kennt die Organisation, das Team und das Business in dem er sich bewegt – sozusagen ein Silverpreneur des Basketballs, der mit seinem Know-How-Pool nun die Mannschaft und den Verein aus einer anderen Perspektive unterstützt.
Vom Beruf zur Berufung
Genau wie Dirk Nowitzki 2019 in den „Ruhestand“ ging, werden in den nächsten Jahren die Menschen der „Baby-Boomer“ - Generation in Rente gehen. Als Baby-Boomer werden die Jahrgänge von 1946-1964 bezeichnet. Besonders an dieser Generation ist, dass sie die geburtenstärksten Jahrgänge sind, die es bis jetzt in Deutschland gab. 1964 kamen in Deutschland knapp 1,4 Millionen Babys zur Welt. Eine Frau hat zu diesem Zeitpunkt im Schnitt 2,5 Kinder zur Welt gebracht - daher der Begriff „Baby-Boomer“.
Allerdings wollen längst nicht alle „Baby-Boomer“ nach dem Erreichen des Rentenalters aufhören zu arbeiten. Es gibt viele sogenannte „Silverpreneure“ unter ihnen. Silverpreneure möchten, obwohl sie bereits das Rentenalter erreicht haben, weiter aktiv bleiben und sich mit Hilfe der Arbeit selbst verwirklichen. Sie wollen Verantwortung tragen und wertvolle Erfahrungen weitergeben. Für sie ist es wichtig, weiterhin produktiv zu sein. Der Prozess der Selbstverwirklichung hat höchste Priorität.
Hier sind Parallelen zu unserem Beispiel von Dirk Nowitzki erkennbar, der auch nach seinem Karriereende weiterhin in seinem bisherigen Umfeld, nun als Berater mit neuen Aufgaben aus einer neuen Perspektive, tätig ist und hier mit Hilfe seiner Erfahrung andere Blickwinkel einbringen kann. Wenn auch nicht mehr als aktiver Basketballer, so kann Dirk Nowitzki doch viel von seinem Erfahrungsschatz in das jetzige Team einbringen. Wie ein Silverpreneur - vom Beruf zur Berufung.
„Opa, wenn Du nochmal jung wärst, was würdest Du anders machen?“
Es macht für Unternehmen durchaus Sinn, sich um die Dienste einer älteren, erfahrenen Person zu bemühen. Dabei muss ein Silverpreneur natürlich auch nicht zwangsläufig aus dem gleichen Unternehmen kommen.
Falls Nowitzki sich dazu entschlossen hätte, bei einer anderen NBA-Franchise als Berater anzuheuern, würde er diese Aufgabe sicherlich ebenso mit Bravour meistern. Silverpreneure wollen nach ihrem „Karriereende“ nicht unbedingt einen Anlauf zu einer glorreichen zweiten Karriere machen. Sie möchten in dem Themengebiet bleiben, welches sie sehr gut beherrschen und mit ihrer Erfahrung dem Team und dem Unternehmen helfen, weiterzukommen und erfolgreich zu sein. Sie kennen das Unternehmen, das Umfeld, wissen genau über Ziele und Strukturen der Organisation Bescheid und haben über die Jahre die Geschäftsführung kennengelernt.
Dirk Nowitzki wurde in Dallas zum absoluten Superstar. Er erreichte sein absolutes Top-Niveau mit Mitte 20 und konnte dieses über mehrere Jahre aufrechterhalten, ziemlich genau bis zum Gewinn der Meisterschaft mit Dallas. Danach wurde es für ihn immer schwerer, Verletzungen häuften sich, das Leistungsniveau sank, die Belastungsgrenze wurde schneller erreicht. Trotzdem war Nowitzki unverzichtbar für Dallas. Er konnte und wollte die Rolle des Leistungsträgers nicht mehr vollständig ausfüllen. Dafür schlüpfte er aber in andere Rollen: Junge oder neue Spieler in den Verein integrieren, sein Wissen weitergeben, mit den Spielern über Schwierigkeiten oder Fehler sprechen, unterstützend auf sein Team wirken, Ruhe ausstrahlen, ob im Training oder bei Spielen wertvolle Tipps geben – egal in welcher Situation, er wusste durch seine jahrelange Erfahrung immer die richtigen Entscheidungen zu treffen und seinem Team damit weiterzuhelfen. Ähnlich, wie es die Aufgaben eines Silverpreneurs sein können, seiner Organisation weiterzuhelfen. Auch er versteht es in schwierigen Phasen mit seiner Erfahrung und seinem Wissen weiterzuhelfen, seinen Kollegen wertvolle Tipps zu geben, Ruhe auszustrahlen oder das Team vor falschen Entscheidungen zu warnen.
Genau wie es Nowitzkis Aufgabe jetzt ist, die Geschäftsführung in Dallas zu unterstützen und zu beraten, kann es die Aufgabe eines Silverpreneurs sein, ein junges Projektteam zu unterstützen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. In einem motivierten, jungen aber gleichzeitig auch unerfahrenem Team zum Beispiel können Silverpreneure ihre Erfahrungen und Wissen einbringen.
Die Pulsmessung im eigenen Unternehmen erkennt die Rollen
Innovative Ideen, Projektabläufe oder auch Probleme im „daily business“ können sie aus einer anderen Perspektive bewerten und Ratschläge geben – der Silverpreneur hat wahrscheinlich viele Fragen, Ideen und Strukturen schon mal gehört oder weiß bestens darüber Bescheid. Mit ihm wiederholen sich schon gemachte Fehler in der Regel kein zweites Mal. Sie wissen, auf was bestimmte Kunden Wert legen und kennen viele Personen, die in ihrem Unternehmen arbeiten. Durch den Altersunterschied erreicht man eine gewisse Heterogenität im Team, was neue Blickwinkel und Denkweisen ermöglicht. Darüber hinaus machen Silverpreneure ihre Arbeit freiwillig.
Sie müssen nichts mehr beweisen, möchten aber weiterhin sinnvolle Dinge in ihrem Leben tun, Anerkennung erhalten und wertgeschätzt werden – denn das steigert ihre Lebensqualität. Daraus ergibt sich die Motivation für ihr Handeln, welches sich auf die gesamte Organisation nur positiv auswirken kann. Zusätzlich zu den aufgezählten Kompetenzen kommt natürlich die Gelassenheit. Sie haben mit Sicherheit schon die ein oder andere Krise hinter sich.
Doch welchen Einfluss haben Silverpreneure, neben dem fachlichen Input und dem Erfahrungsschatz, denn noch auf die Zusammenarbeit in einem Team? Welche Rolle nehmen sie in einem Team ein?
Dies sind Fragen, die ein Unternehmen nicht außer Acht lassen sollte. Denn nur wenn die “Team Passung“ stimmt - das Team sich als Gemeinschaft sieht, jedem seine Rolle klar ist, Konflikte angesprochen und geklärt werden können - kann ein Team optimal miteinander arbeiten.
Silverpreneure legen großen Wert auf ihr Arbeitsumfeld und möchten sich sozial engagieren. Sie möchten ihr Wissen und Ihre Erfahrung weitergeben an jüngere, unerfahrenere Menschen und sich somit Wertschätzung und Selbstbestätigung holen.
Es ist ein bisschen so wie wenn das Enkelkind den Opa fragt: „Opa, wenn Du so jung wärst wie ich gerade, was würdest Du mir raten?“
Wie auch Nowitzki ein Vorbild für viele junge Basketballer war und ist, sollte sich auch eine junge Belegschaft an Vorbildern und Werten orientieren können. Innovative Ideen junger Projektteams brauchen erfahrene Mitarbeiter, der die Ideen stützt und beim Weiterentwickeln der Ideen hilft.
Organisationskulturen leben von Teams mit unterschiedlichsten Charakteren, wobei jeder einen wertvollen Beitrag leisten kann und will. Dazu gehört eine verstärkte Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen jung und alt. Wie kann man diese Zusammenarbeit fördern und mögliche Konflikte frühzeitig beseitigen?
Wer vorankommen will muss Zukunft und Vergangenheit im Blick haben. Vor allem aber das hier und jetzt. Probleme, Verletzungen, Höhen und Tiefen meistert man am besten gemeinsam. Die zukünftigen neuen Gruppenstrukturen können schon jetzt in der Organisation und im Organisationsverhalten verankert werden.
Wenn Unternehmen wüssten, welche Erfahrungen, Interessen und welche Potenziale in den eigenen Reihen stecken, dann wäre eine glänzende Zukunft des Unternehmens schwer vermeidbar.
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